Gute und böse Schnecken im Garten

Weißmündige Bänderschnecke

Schnecken, vor allem einige Nacktschneckenarten, gelten als böse. Sie fressen unsere Zier- und Gemüsepflanzen, deshalb möchten wir sie nicht im Garten haben. Das Internetz ist voll von Tipps, wie wir sie von dort fernhalten oder vernichten können.

Vielleicht machen wir es den schleimigen Kriechern aber auch zu leicht damit, unser liebevoll angebautes Gemüse zu futtern. Die Blätter einiger Salatsorten wurden auf so weich gezüchtet, dass sich ein flauschiges Papiertaschentuch im Vergleich dazu anfühlt wie ein Brett. Auch ihre Bitterstoffe wurden herausgezüchtet.

Am Wilden Lattich (Lactuca serriola) zum Beispiel, der Wildform des Kopfsalat, sehe ich nur selten Schnecken. Seine Blätter sind bissfest und schmecken bitter.

In einem naturnahe gehaltenen Garten, wo nicht nur die Schnecken Unterschlupf und Nahrung finden, sondern auch ihre Fressfeinde, dazu zählen neben Igel, Spitzmaus und Amsel auch einige Käferarten, können sie sich nicht massenhaft ausbreiten. Mit einer Ausnahme.

Wilder Lattich
Der Wilde Lattich (Lactuca serriola) soll die Urform des Kopfsalat sein.

Nachfolgend möchte ich einige „böse“ aber auch „gute“ Schnecken vorstellen, die unsere Gärten bewohnen.

Böse, böse, böse

Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris)

Spanische Wegschnecke

Die Spanische Wegschnecke ist die Superschurkin des heimischen Schneckenreichs. Sie frisst Gemüse, Obst, Zierpflanzen und Aas. Selbst mit Giftpflanzen hat sie kein Problem. Da sie selbst nicht so wirklich dolle schmecken soll, mangelt es ihr bei uns an Feinden. Das sind keine schlechten Voraussetzungen um sich ungehemmt zu verbreiten.

Halbwegs schützen vor dieser Nacktschnecke lassen sich Kräuter und Gemüse durch Schneckenringe. Die aber nur große Arten oder ausgewachsene Schnecken vom Gemüse fernhalten. Von Jungtieren oder kleinen Schnecken können sie überwunden werden.

Schneckenringe
In Schneckenringen angebauter Pak-Choi. Die Ringe bieten nur kleinen Pflanzen Schutz, deren Blätter keinen Kontakt zum Boden haben.

Pok Choi in Schneckenring

Wenn es regnet oder geregnet hat, ist die Spanische Wegschnecke tagsüber unterwegs. Während der trockenen Sommerwochen startet sie ihre Raubzüge durch das Gemüsebeet mit dem Beginn der Dämmerung.

Sie hat bei uns fast keine Fressfeinde.

Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum)

Genetzte Ackerschnecke

Gerne auch an zartem Frischgemüse vergreift sich die Genetzte Ackerschnecke. Sie kann bis zu 6 Zentimeter lang werden und sich an zusagenden Standorten massenhaft vermehren.

Schwarzmündige Bänderschnecke (Cepaea nemoralis)

Schwarzmündige Bänderschnecke

Ein klein bisschen böse, aber dafür hübsch anzusehen, ist die Schwarzmündige Bänderschnecke. Ihr Gehäuse kann gestreift oder einfarbig gelb, rot und braun gefärbt sein. Sie knabbert gelegentlich an Zierpflanzen und Gemüse. Auch in einer Paprika habe ich sie schon gefunden. Die von ihr angerichteten Schäden sind aber verschmerzbar. Sie ist tag- und dämmerungsaktiv.

Bänderschnecke auf Glocken-Funkie
Bänderschnecke auf Glocken-Funkie (Hosta ventricosa) – die Pflanze lebt noch, sie blüht jedes Jahr üppig.
Bärlauch und Schnecke
Bänderschnecke auf Bärlauchblatt.

Gemeine Heideschnecke (Helicella itala)

Heideschnecken
Heideschnecken auf Rucola.

Die Gemeine Heideschnecke ist nur vielleicht böse, ihr scheint Rucola zu schmecken. Sie tritt aber nicht massenhaft in Gärten in Erscheinung und frisst nur wilden Rucola.

Helicella itala besiedelt trockene Standorte. In meinem Garten ist es trocken, ich habe einige der Schnecken dort ausgesetzt, sichtbar vermehrt haben sie sich nicht.

Grundgut

Nach so viel Boshaftigkeit und schleimiger Niedertracht wird es Zeit, auch ein paar gute Schneckchen kennenzulernen. Kommen wir also zu den Langweilern.

Die nachfolgend gezeigten Schnecken richten keinen Schaden an Obst, Gemüse oder Zierpflanzen an. Sie ernähren sich von verrottenden Pflanzenteilen oder Algen.

Weißmündige Bänderschnecke (Cepaea hortensis)

Weißmündige Bänderschnecke

Die Weißmündige Bänderschnecke ist auch als Garten-Bänderschnecke bekannt. Von der Schwarzmündigen Bänderschnecke lässt sie sich durch ihre helle Gehäusemündung unterscheiden. Sie frisst Detritus (absterbende Pflanzenteile) und Algen.

Tigerschnegel (Limax maximus)

Tigerschnegel

Der Tigerschnegel ist nicht nur die auffälligste heimische Nacktschnecke, er soll sich auch von anderen Nacktschnecken und ihren Eiern ernähren. Dass er die Spanische Wegschnecke frisst, kann ich nicht bestätigen. Die beiden Arten koexistieren friedlich in einem Wasserschacht in meinem Garten.

Zur weiteren Nahrung des Tigerschnegel zählen abgestorbene Pflanzenteile. Als Gemüseschädling ist er mir nicht aufgefallen, zudem vermehrt er sich weit weniger als die Spanische Wegschnecke und hat Fressfeinde, wie den Igel.

Weinbergschnecke (Helix pomatia)

Weinbergschnecke

Die Weinbergschnecke zählt ebenfalls zu den „Guten“, sie frisst keine lebenden Pflanzen. Ihr größter Fressfeind ist der Mensch.

Märzenschnecke (Zebrina detrita)

Märzenschnecke

Die Märzenschnecke zählt zur Familie der Vielfraßschnecken (Enidae).

Das klingt schlimmer als es ist, denn sie ernährt sich von abgestorbenen oder absterbenden Pflanzenteilen und wird nur 2,5 Zentimeter groß. Zudem besiedelt sie überwiegend trockene und warme Regionen.

Ich habe die Märzenschnecke seit vielen Jahren im Garten und konnte sie nie auf oder am Gemüse beobachten. Die Tage verbringt sie auf Grashalmen oder den Ästen von Sträuchern.

Kartäuserschnecke (Monacha cartusiana)

Kartäuserschnecken

Ebenfalls keine Frischköstlerin ist die Kartäuserschnecke. Sie ernährt sich von verfaulenden Pflanzenteilen und Detritus. Sie kann auf Pflanzen zu sehen sein, nutzt sie aber nur um heiße Tage oder Wochen zu überdauern.